Das könnte man meinen.
Wie sieht es aber mit den Auszubildenden aus, die gerade die Ausbildung angefangen haben, eigentlich Deutsch schon sprechen und schreiben können und stellen spätestens in der Berufsschule fest, dass die vorhandenen Sprachkenntnisse doch nicht ausreichend sind. Nicht nur die Auszubildenden sind plötzlich verzweifelt, sondern auch die Lehrer in der Berufsschule und die Kolleginnen und Kollegen samt Vorgesetzten in den Betrieben.
Genau zu diesem Thema fand der informative Austausch beim Kommunalen Integrationszentrum im Kreis Soest statt, zu dem der Leiter des KI Holger Schubert eingeladen hatte. Vertreter der Berufsschulen, Mitarbeiter vom Jobcenter und Agentur für Arbeit, Regionalkoordinator vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) sowie die Vertreter von unterschiedlichen Sprachkursträgern im Kreis Soest nahmen an der Diskussion teil und suchten gemeinsam nach einer Lösung, den Auszubildenden neben der Arbeit in den Betrieben und neben dem Unterricht in der Berufsschule eine qualifizierte Sprachförderung anzubieten.
Über den Bedarf und über die Wichtigkeit eines solchen Angebots waren sich alle Beteiligten einig. Nur wie lässt sich ein solches Angebot realisieren, wenn man weiß, dass die Arbeitsstunden in den Betrieben und der Unterricht in der Berufsschule auf die ganze Woche so verteilt sind, dass es eigentlich gar keine Zeit für den Deutschunterricht bleibt.
Wie soll das Angebot der Sprachförderung aussehen? Wie viele Stunden in der Woche wären sinnvoll? Stellen die Betriebe die AZUBIS für die Teilnahme an der Sprachförderung frei? Wer finanziert die Sprachförderung? Welcher Sprachkursträger setzt die Idee um? Soll der Unterricht in Präsenz oder im online Format durchgeführt werden? Lässt sich das BAMF auf das Angebot der Durchführung der Sprachförderung ein, das von den regulären Angeboten abweichen wird?
Ein Pilotprojekt musste blitzschnell konzipiert werden, das von den Verantwortlichen befürwortet und von dem Kostenträger mitgetragen werden konnte. Und so ein AZUBI Pilotprojekt ist nach mehreren Planungsgesprächen entstanden und wird aktuell in dem Börde-Berufskolleg in Soest umgesetzt.
Das BAMF unterstützt finanziell die Sprachförderung, die vom Sprachbereich des Kolping-Bildungswerk Paderborn gGmbH koordiniert und durchgeführt wird.
Die ersten Unterrichtsstunden haben stattgefunden und die Anwesenheit der Teilnehmenden bestätigte die Notwendigkeit einer solchen Sprachförderung. 25 AZUBIS aus Vietnam, Marokko, Aserbaidschan, Guinea, Syrien, Mexiko, El Salvador und der Türkei gaben die ersten positiven Rückmeldungen über den Unterricht und meinten schließlich, dass Deutschlernen doch Spaß macht!
Auch die Leitung der Berufsschule sowie die Klassenlehrerin waren mit der unterstützenden Sprachförderung sehr zufrieden: „Diese Sprachförderung hilft auch unseren Fachlehrkräften den Unterricht zu gestalten. Wichtig ist, dass jeder davon profitiert und in erster Linie der Auszubildende!“.
Oksana Kojuschna (Bereichsleitung Sprache & Integration, Kolping-Bildungswerk Paderborn) und Holger Schubert (Leiter des Kommunalen Integrationszentrums im Kreis Soest) sind mit dem gelungenen Pilotprojekt sehr zufrieden und freuen sich auf die nächsten Planungsgespräche.
„Die sehr gute Kooperation vieler Akteure lässt am Ende Erfolge ernten. Wir sind uns sicher, dass dieses Pilotprojekt eine positive Resonanz bekommen wird und diese Art der Sprachförderung sich in den Berufsschulen etablieren wird. Wichtig ist, dass die Auszubildende in ihrem Sprachgebrauch souverän werden und ihre Abschlussprüfungen erfolgreich ablegen. Das ist unser gemeinsames Ziel“- sind sich die beiden einig.