Am 18. April war es endlich wieder so weit: Nach langer (Corona-)Pause startete die Kolping Akademie eine Neuauflage des beliebten Diskussionsforums „Kolping & Wirtschaft“ in der KurOase im Kloster in Bad Wörishofen. Im besonderen Ambiente des Dominikanerinnenklosters – dort, wo Sebastian Kneipp einst tatsächlich gelebt und gewirkt hat – kamen rund 90 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche zusammen und setzten sich mit Erfolgsfaktoren für zukunftsfähige Unternehmen auseinander.
Unter dem Motto „Mental Health + Generation Z = Erfolgsfaktoren für ein zukunftsfähiges Unternehmen“ drehte sich in zwei Impulsvorträgen und einer Talkrunde alles um die Frage, wie Unternehmen heute erfolgreich Mitarbeitende finden und binden, welche Rolle die mentale Gesundheit spielt und welches Potenzial in der Generation Z steckt. Ziel der Veranstaltung, so Geschäftsführer Björn Panne: „Mit ‘Kolping & Wirtschaft wollen wir Lösungsansätze, Denkanstöße und wertvolle Impulse setzen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Kirche eine Plattform bieten, untereinander ins Gespräch zu kommen.“
Umdenken nötig
Den Abend eröffnete der Psychologe und Unternehmensberater Philipp Hubert. In seinem Impulsvortrag vermittelte er Wissen über die so genannte Generation Z (Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind) und gab Tipps, wie Arbeitgeber auf das Thema Mental Health eingehen sollten. Mit Verweis auf den demografischen Wandel, der sich massiv auf den Arbeitsmarkt auswirke und dafür sorge, dass junge Menschen weiterhin fehlen werden, machte er allen Gästen von vornherein klar: Ein Umdenken ist nötig. Sein Rat: „Es hilft alles nichts: Gehen Sie der neuen Generation entgegen, auch wenn eine Umstellung nötig ist. Die Generation Z arbeitet anders, nicht ‚nicht‘.“ Hubert weiter: „Stress wird in dieser Generation als Körperverletzung angesehen.“ Am wichtigsten sei deshalb: Neue Schwerpunkte ernst nehmen, im Gespräch bleiben und Zeit investieren. Ganz nach Huberts Mantra: „Mit Menschen sprechen, nicht übereinander.“
Zeit ist wichtiger als Geld
Im zweiten Impulsvortrag des Abends unterstrich auch der ehemalige bayerische Gesundheitsminister und heutige Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, die Bedeutung von betrieblicher Gesundheitsfürsorge für Unternehmen und die Gesellschaft. Denn: „Gesunde Mitarbeitende sind eine wichtige Ressource für unser Land.“ Obwohl junge Menschen heute mehr auf den Faktor Zeit als Geld setzen, Stichwort ‚Work-Life-Balance‘, sei es wichtig, dass das Arbeitsverhältnis befriedigend und sinnstiftend ist. Besonders am Herzen liegt Holetschek dabei die Prävention, die Menschen widerstandsfähiger mache. Als Altbürgermeister Bad Wörishofens und ausgewiesener Kneipp-Experte verwies Holetschek in diesem Zusammenhang auch auf den ganzheitlichen Ansatz des Wasserdoktors. Dieser sei „ein Mann der Prävention“ gewesen und habe mit seinen „5 Säulen der Gesundheit“ dem Thema „Vorbeugen“ schon früh eine ganz besondere Bedeutung beigemessen.
Zufriedene Belegschaften als Multiplikatoren
Unter fachkundiger Leitung von Rita Wüst von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern, diskutierte im Anschluss eine Expertenrunde die Frage, was Arbeitgeber in Sachen Mitarbeiterbindung und Mental Health leisten können. Neben Klaus Holetschek, Psychologe Philipp Hubert und Roland Kober (Aufsichtsratsvorsitzender der Kolping Akademie Stiftung), nahmen daran auch Ramona Mainzer, Geschäftsführende Gesellschafterin von Aumüller Aumatic, und Michael Kuffner von der BayWa AG teil.
In seiner Funktion als Leiter Corporate Environment, Health & Safety kümmert sich Michael Kuffner seit vielen Jahren um das betriebliche Gesundheitsmanagement der BayWa und organisiert hierzu regelmäßig Gesundheitsseminare – auch in Zusammenarbeit mit der Kolping Akademie. Und das mit großem Erfolg: Da die jetzige Arbeitnehmergeneration stark am körperlichen und geistigen Wohlbefinden interessiert sei, könne die BayWa mit ihrem Paket an Gesundheitsseminaren und -angeboten sehr gut punkten. Auch Unternehmerin Ramona Meinzer von Aumüller Aumatic berichtete von positiven Erfahrungen mit dem offenen Umgang mit dem Thema mentale Gesundheit von Mitarbeitenden. Das wichtigste sei, so Meinzer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter individuell zu behandeln und individuell zugeschnittene Lösungen zu finden. Wenn sie als Chefin Zeit investiere, um ehrlich zu verstehen, wer welche Bedürfnisse hat, zeuge das von Wertschätzung und führe zu mehr Zufriedenheit innerhalb der Belegschaft. Hintergrund sei stets die Frage: „Was kann ich tun, damit du die besten Möglichkeiten hast deine stärksten Leistungen zu bringen?“
Wie schon Philipp Hubert in seinem Impulsvortrag, verwies Roland Kober in seinem Schlusswort auf die enorme Bedeutung des sozialen Miteinanders für Unternehmen, wenn sie auch in Zukunft erfolgreich sein möchten: „Das A und O ist ‚miteinander reden‘.“ Diese Einschätzung bestätigte auch das Fazit der Podiumsteilnehmenden. Denn, so die Runde einstimmig: Zufriedene Belegschaften sind die besten Multiplikatoren und die beste Werbung für künftige Beschäftigte.