„Als klares Zeichen gegen Extremismus und Gewalt, für Integration und Vielfalt“: In seiner Begrüßungsrede machte Geschäftsführer Björn Panne deutlich, aus welchem Grund die Geschäftsleitung die Mitarbeitenden der Kolping Akademie am 9. November 2024 nach Augsburg zum „Tag der Demokratie“, an dem auch das Kolpingwerk Augsburg und die Kolpingstiftung beteiligt waren, geladen hatte. Da mittlerweile „unerträglich geworden ist, was wieder alles gesagt werden darf, wollen wir unsere Mitarbeitenden stark machen für Diskussionen und ihnen helfen, antidemokratischen Gedanken entgegenzuwirken“. Als einer der größten Bildungsträger in Bayern beschäftigt die Kolping Akademie knapp 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Großteil davon – die pädagogischen Fachkräfte – ist diesen Diskussionen in der täglichen Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer wieder ausgesetzt. Auch aus diesem Grund appellierte Panne an die anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer, „alles, was Sie heute lernen, mit rauszunehmen zu den Kolleginnen und Kollegen, die heute nicht mit dabei sein können und insbesondere zu den jungen Menschen, mit denen Sie täglich zu tun haben“.
Demokratie als hohes Gut, das es zu bewahren und zu verteidigen gilt
Um zu verdeutlichen, wie viel es wert ist, sich mit demokratischen Werten zu beschäftigen und für sie einzustehen, widmete sich Prof. Dr. Martina Steber, Lehrstuhlinhaberin an der Universität Augsburg und stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, in ihrem Impulsvortrag der Geschichte der Demokratie in Deutschland. In einem historischen Schnelldurchlauf, von den Wurzeln der Demokratie bis hin zu ihrer temporären Abschaffung 1933, zeigte sie, „dass Demokratie ein historisch wandelbares Gebilde“ ist. Denn, so Steber: „Die Geschichte lehrt uns, dass Demokratie verloren gehen kann, wenn wir sie nicht hegen und pflegen. Demokratie muss zur Lebensform erhoben werden – und die Bildungsstandorte der Kolping Akademie sind dafür die besten Orte!“ Mit Verweis auf Willy Brandts Regierungserklärung aus dem Jahr 1969 machte Prof. Steber deutlich, dass das demokratische Engagement der Bürger für den Fortbestand der Demokratie entscheidend ist.
In welche Abgründe es führen kann, wenn extremistische Kräfte an die Macht kommen und demokratische Werte abgeschafft werden, führte die Begegnung mit Holocaust-Zeitzeugin Eva Franz vor Augen. In einem eindringlichen und emotional aufwühlenden Bericht schilderte sie den Anwesenden, wie sie als Kind die Gräuel des NS-Regimes am eigenen Leib erfahren musste. Auf diese Weise bekam der Auftrag und die Überschrift des Fortbildungstages – „Nie wieder ist jetzt!“ – eine ganz besondere Note.
Workshop-Programm am Nachmittag
Um Demokratie tatsächlich zu leben und demokratische Werte noch besser verteidigen zu können, konnten sich die Teilnehmenden in der zweiten Hälfte der Fortbildung praxisrelevante Tipps und Tricks für die tägliche Arbeit und den (Berufs-)Alltag aneignen. Hierzu hatte das Organisationsteam ein vielfältiges Programm an Workshops auf die Beine gestellt. Zur Auswahl standen u.a. ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen, ein Medienkompetenz-Seminar, das zeigte, wie man Median kritisch hinterfragt und Fehlinformationen erkennt, sowie ein Workshop, in dem Möglichkeiten aufgezeigt wurden, wie man gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit, begegnen kann.
Insgesamt werteten alle Teilnehmenden den „Tag der Demokratie“ als sehr großen Erfolg und als starkes Zeichen, welche Werte die Kolping Akademie sowohl nach innen als auch nach außen vertritt. Denn, so die einhellige Meinung: „Wir als Kolping Augsburg sind gewillt, gegen Extremismus und Gewalt aufzustehen.“